Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen bei der Gestaltung von Räumen, die vorrangig von ihnen genutzt werden, ist bereits häufig angewandte Praxis. Spielräume, Sportplätze, Schulhöfe etc. werden immer öfter gemeinsam mit den NutzerInnen – den Kindern und Jugendlichen – gestaltet. Einige erfolgreiche Beispiele finden sich unter den Praxisbeispielen der Website, beispielsweise die Gestaltung der Spielfelder Stadlau oder die Planung eines Skaterplatzes in einer Wiener Wohnsiedlung.
Kinder und Jugendliche sind bereit, sich zu engagieren; nicht für abstrakte Politik, sondern für konkrete Themen in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld. Wenn sie erleben, dass ihre Meinungen und Vorschläge aufgenommen werden und in Planungs- und Entscheidungsprozesse Eingang finden, wenn ihre aktive Mitarbeit Veränderungen bewirken kann, so stärkt das langfristig die Bereitschaft zu weiterem Engagement. Außerdem steigt dadurch auch die Identifikation mit den von ihnen mitgestalteten Räumen. Zeichen der Unzufriedenheit, wie zum Beispiel Vandalismus, können abnehmen, da sich Jugendliche für das, was sie selbst geschaffen haben, verantwortlich fühlen. Durch Beteiligungsprojekte werden außerdem die Grundsteine für Demokratieverständnis und die Bereitschaft zum Engagement gelegt (Quelle: www.invo.at).
Andererseits kann diese Bereitschaft auch nachhaltig schwinden, wenn die von den Jugendlichen erarbeiteten Ergebnisse von den erwachsenen EntscheidungsträgerInnen nicht ernst genommen und berücksichtigt werden. Eine Möglichkeit, die Meinungen und Ideen junger GemeindebürgerInnen in die Gemeindepolitik einfließen zu lassen, sind die bereits in vielen Gemeinden Österreichs eingerichteten Kinder- und Jugendgemeinderäte und Jugendparlamente (siehe dazu auch >> Mitgestalten in der Politik).
Jugendliche in LA21-Prozessen
In der 4. Ausgabe der Reihe FORUM exkurse des FORUM Umweltbildung wird anhand dreier Fallstudien (Jugendtankstelle Mühlviertler Alm, JUNE – Jugend in Essling und Jugendverein Asparn an der Zaya) beleuchtet, wie Jugendbeteiligung in Agenda 21-Prozessen konkret aussehen kann, wer die beteiligten Jugendlichen sind und was sie für die Beteiligung motiviert. Ein Ziel der Studie ist, die Jugendbeteiligung in Agenda 21-Prozessen zu fördern und stärken.
Die Fallbeispiele zeigen, dass die Formen von Jugendbeteiligung sehr unterschiedlich ausfallen können. Es gibt nicht nur eine Art von richtiger Beteiligung. Um so genannten Alibibeteiligungen vorzubeugen, so lautet eine abschließende Forderung der Studie, sei es allerdings angebracht, (in Agenda 21-Kreisen) die Bedeutung „echter“ Jugendbeteiligung zu thematisieren und zu klären.
Ergebnisse zur Motivation zur Beteiligung der Jugendlichen sind analog zu Jugendstudien wie z.B. der Shell-Studie 2006 (Studie S. 50): Spaß an der Sache ist mindestens so wichtig wie der Altruismusgedanke. Auch schätzen die Jugendlichen flexible und themenbezogene Beteiligungsarten. Dieses so genannte „single issue“-Engagement – das Engagement für ein bestimmtes Thema, – ist das Kennzeichen des politischen Interesses der heutigen europäischen Jugend. Daraus lässt sich folgern, dass die Jugend nicht politikverdrossen ist, jedoch nicht in die bestehenden Politikformen investieren will (vgl. Pelinka 2005) (Studie S. 15). Das ist eine Chance für Agenda 21-Prozesse, die als nicht-konventionelle Form der Beteiligung für Jugendliche attraktiv sind.
Eine der Schlussthesen der Studie lautet auch, dass Kommunikation über und „Marketing“ für die Beteiligung in Agenda 21 bislang wenig jugendgerecht gestaltet sind. Das hat zur Folge, dass Jugendliche in Prozessen der nachhaltigen Entwicklung noch wenig vertreten sind, weil sie sich kaum angesprochen fühlen. „Echte“ Beteiligung durch ein offenes Zugehen auf die Jugendlichen und ein direktes Integrieren ihrer Bedürfnisse in den Agenda-Prozess von Anfang an könnten Abhilfe schaffen.
Die Studie kann beim Forum Umweltbildung (forum(at)umweltbildung.at) zum Preis von 3 Euro bestellt oder gratis heruntergeladen werden (siehe Downloads).