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Kunst als Seismograph für gesellschaftliche Entwicklungen verstanden, thematisiert immer „Fragen der Zeit“. Nun wäre freilich jede Instrumentalisierung fehl am Platz. Kunst ist offen, nicht vordergründig bestimmten Zwecken unterzuordnen. Dennoch gibt es gesellschaftlich engagierte Kunst, Kunst, die provoziert, die zum Mitdenken und Mitgestalten einlädt. Kunst als Existenzform, Kunst als Akt des Sich-Einmischens sowie als Katalysator für kollektives Handeln – nach diesen Kriterien wurden Beispiele von Kunstprojekten ausgewählt.
KünstlerInnen leben in der Regel exponiert, freischaffend im doppelten Sinn. Für ihre Kreativität brauchen sie Freiraum; dieser ist jedoch nicht selten gekoppelt mit unsicherer Existenz. Kunst als Lebensform, als nicht entfremdende Weise des Seins. Braucht nicht auch die Gesellschaft „Freiraum“, um Neues entwickeln zu können, so eine wichtige Frage auch im Zusammenhang mit Partizipation. Und sollten wir nicht das Leben selbst als „Kunstwerk“ gestalten, wie Josef Beuys meint?
„Schön ist, wenn die Menschen sich anstrengen, auch von ihren inneren Bezirken, davon, was ich Kreativität genannt habe, Gebrauch zu machen. Wenn sie wirklich anfangen, mit einem mühsamen Erkennen und durch angestrengtes Denken ihr Gefühlsleben zu kultivieren. Wenn sie durch diese intensive Anstrengung erfahren, was alles durch die Basiskraft erzeugt werden kann, durch eine Aufrichtungskraft im menschlichen Willen. Wenn sie also von ihrem Grundkatalog der Kreativität allmählich Gebrauch machen, dann wird sich die Welt, nachdem sie verwelkt ist, auch wieder erheben können.“ [In: Theo Altenberg u. a. (Hg.), Gespräche mit Beuys, Klagenfurt: Ritter: 1988, S. 84f]
Die Wirkungen von Kunst sind unterschiedlich. Kunst kann dazu anhalten, Auge, Geist und Seele Ruhe zu gewähren abseits der medialen Bilderflut, den Blick zu lenken auf das, was wesentlich ist, auf uns selbst. Sie kann unsere Sinne ansprechen, Beziehung stiften, ein Anker sein wider das Monströse, das Übermaß, den Verlust der Proportionen. Kunst kann - und soll – aber auch verstören, Missstände aufzeigen, Unrecht anprangern. Provokation und Ironie sind dabei bewährte Stilmittel. Nicht zuletzt kann Kunst zum Handeln, zum gemeinschaftlichen Tun motivieren.
Die beschriebenen Beispiele zeigen, wie KünstlerInnen zum Nachdenken, mehr noch – zum gemeinsamen Tun - anregen. Thematisiert werden dabei ökologische, soziale und politische Aspekte.
Auf den folgenden Seiten finden Sie:
>> Rituale der Nachhaltigheit - Projekte von Heim.Art®
>> Kunst der sozialen Intervention – das Projekt Wochenklausur
>> Kunst im öffentlichen Raum – Videoprojekte
>> Kunst der Provokation – die Künstlergruppe The Yes Man
Dieses Thema wurde von Mag. Hans Holzinger und Dr. Walter Spielmann, Robert-Jungk-Stiftung Salzburg, gestaltet.
Rita Trattnigg, arbeitet im österreichischen Umweltministerium zum Thema Nachhaltige Entwicklung mit den Schwerpunkten Partizipation und Governance.
Hildegard Kurt, Stefanie Wulf (Hg.): Die Kunst der Zukunftsfähigkeit. Agenda-Transfer, Bonn.
Die Broschüre enthält zahlreiche internationale Praxisbeispiele über Kunstaktionen zu den Bereichen Nachhaltigkeit, Partizipation und Umweltbewusstsein. >> Bestellung
Larissa Krainer (Hg.): Kulturelle Nachhaltigkeit. Konzepte, Perspektiven, Positionen. München, >> Oekom-Verlag 2007
Walter Spielmann/Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen (Hg.): Die Einübung des anderen Blicks. Gespräche über Kunst und Nachhaltigkeit. Salzburg, JBZ-Verlag 2010. >> Bestellung
Move, Kunst und Tanz seit den 60ern, Haus der Kunst, München, 11.02. bis 08.05.2011
>> Der Standard, 14.02.2011: Ein juchzender Leib tanzt unter dem Triumphbogen
„Die Kunst ist für unsere Zukunft so notwendig wie das Atmen. Ohne Kunst würde der Mensch das Essentielle des Menschseins verlieren.“